Der kleinste Crossplane-Gig des Jahres

Rock ´n´ Roll ist die beste Medizin (Der kleinste Crossplane-Gig des Jahres)

DSCF0688Jahreswechsel – die Zeit rennt von „Jetzt ist schon bald wieder Weihnachten“ zu „Jetzt ist Weihnachten schon wieder vorbei“. Zwischendurch ein paar Gedanken über verpasste Gelegenheiten, stockende Entwicklungen, Krähenfüße und Haarausfall. „Gestern waren es noch Locken und heute schon glattes Haar, ein Dosenfisch stürzt sich lachend ins offene Meer“ (Danke, Sven R.). Kurz: Es ist die Zeit des Dezember-Blues.

Da kann man wenig tun, außer sich noch einmal zurücklehnen und in Ruhe die Wiederholungen von „Menschen 2012“ und den anderen Jahresrückblicken reinziehen. Dann erinnert man sich ein letztes Mal daran, wie die Goldmedaillengewinner im Beachvolleyball bei der Olympiade hießen, wer das späte 2:1 bei der EM-Niederlage (oder war es WM?) Deutschlands gegen Italien geschossen hat, wie so ein glatt polierter RTL-Moderator „Wetten, dass“ (das ist diese zigfach platt gewalzte Samstagabendschow, die früher mal unter dem Namen „Wetten, daß“ ein Quotenrenner war) übernommen hat, wie russische Mädchengruppen, die Strumpfmasken statt kurzer Röcke tragen, dafür hinter Gitter kommen und vieles mehr. Ein letztes Mal erinnert man sich. Die Mädels werden zwar im nächsten Jahr immer noch im Knast sitzen, aber dann weiß man es nicht mehr, weil in den kommenden elf Monaten an den Jahresrückblicken 2013 gearbeitet wird.

DSCF0663Aber WIR machen das anders. Gegen den Strom Schwimmen gehört ja zur täglichen Morgengymnastik des Metallers. Wir bleiben nicht dort stehen, wo die meisten Leute gaffen, wir halten unsere Linsen nicht dorthin, wo sich Kameramänner im Ringen um den Platz an vorderster Front ihre Geräte gegenseitig um die Ohren hauen und am nächsten Tag schon wieder gähnende Leere und Totenstille herrscht. Deshalb würdigen wir zum Jahreswechsel den kleinsten Crossplane-Gig des Jahres.

WIR – das sind in diesem Fall meine liebe Metal4Ruhrpott-Kollegin Norma Schreiber und ich.  Beim Preisausschreiben der Rollin‘-Videopremiere in der Freak Show, bei dem man einen Crossplane-Gig im heimischen Wohnzimmer gewinnen konnte, zog sie die beste Medizin gegen den weit verbreiteten Dezember-Blues hervor, die man sich vorstellen kann: Dezember Rock ´n´ Roll und das frei Haus geliefert, in der eigenen Hütte am internationalen Tag des Soundchecks (12.12.12). Wie die Gastgeberin diesen außergewöhnlichen Abend erlebt hat, schildert sie uns selbst:

Hätte ich nicht den Gig mit den Crossplanern gewonnen, ich hätte wohl meinen Geburtstag ohne mit der Wimper zu zucken ausfallen lassen. Anfang und Mitte Dezember standen wie jedes Jahr alle Zeichen auf Stimmungstief. Zu oft stellte ich mich an der längsten Kasse an, der Bus fuhr mir vor der Nase weg, ich hatte Törtchen ohne Rosinen und in meinem Stück Fisch waren eindeutig zu viele Gräten. Ich gewinne, wie die meisten anderen Menschen, nicht gerade oft etwas und so stellte sich trotz Nervosität beim Gedanken an den Wohnzimmer-Gig ein Gefühl der Vorfreude ein. Nein, jetzt sollte es kein Zurück mehr geben.

Da bereits am frühen Nachmittag schon viele Gäste den Weg zu mir gefunden hatten – trotz des Schneechaos, das den gemeinen Ruhrpöttler ja schon mal aus der Fassung bringen kann – war meine Laune auf dem Weg der Besserung. Ich durfte mich über witzige und schöne Geschenke freuen und lebte meine Gastgeberleidenschaften voll aus. Leider erwarteten mich beim Tätigen der letzten Besorgungen nochmals schlechte Nachrichten. Will Winter, ein guter Freund, der miterleben konnte, wie mein Name in der Freak-Show aus dem Hut gezogen wurde, rief mich an und musste mir absagen. Auf diesem Wege nochmals alles Gute und vor allem gute Besserung!

DSCF0633Gemeinsam mit meinen Gästen wurde das Wohnzimmer schon mal in Form gebracht und das Buffet in der Küche angerichtet. Dazu schnappte sich jeder so viele Sitzgelegenheiten, wie er tragen konnte, und der Gang durch den langen Flur wurde zum Hindernislauf: Achtung die Ecke, Vorsicht ein Kissen, Moment, da liegt etwas im Weg. Wir schafften also so ziemlich alles aus einem Umkreis von drei Kilometern heran, denn schließlich sollte alles perfekt sein, wenn der Rock’n’Roll später die Wohnung stürmen würde. Das erste Bandmitglied und Auskundschafter der Lage, Gitarrist Alex, nahm um ca. 19:30 Uhr die Wohnung schon mal in Augenschein und prüfte die Temperatur des Bieres. Ich hatte Glück und es entsprach alles seinen Vorstellungen. Puh.

Nach und nach trudelten auch die anderen Bandmitglieder ein mit Gratulationen, Umarmungen undeiligen Botschaften aus dem Wohnzimmer: Ich hätte gern noch ein Bier, am besten Astra, geht das? Hast du vielleicht noch ein Verlängerungskabel? Wir brauchen noch einen CD-Spieler für unser Intro, können wir da deine Anlage im Wohnzimmer aufstellen? Außerdem wurde ich mit Carsten, dem tapferen Kajon-Spieler, bekannt gemacht, und noch mehr Gäste fanden den Weg in unsere im Schneematsch versinkende Chaos-Wohnung.

Während die Band sich im Wohnzimmer häuslich einrichtete, entstand in der Küche rund ums Büffet eine beinahe besinnliche Stimmung um Frikadellen und Bier. Die Raucher gesellten sich hin und wieder zu den Astra-Kästen auf den verschneiten Balkon, wo die Stille des Wittener Zentrums nur von einer Katze übertönt wurde, die lauthals Einlass ins Nachbarhaus verlangte. Drinnen wurde diskutiert: Über Musik, Schnee, Gigs, Jahreswechsel und mein exklusives Wohnzimmer-Akustik-Konzert. Nein, unplugged wäre nicht der passende Begriff, denn Schluppi braucht immer ein bisschen Strom. Und Homer Simpson-Pantoffeln, die er tatsächlich während der ganzen Show trug. Celli verriet mir dann noch ganz leise, still und heimlich, dass er nichts dagegen hätte, nächstes Jahr wieder zu kommen, allerdings nur wenn wieder Bier und Frikadellen vorhanden wären.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir um 21:10 Uhr, dass man nun mal loslegen sollte, schließlich wollte ja niemand die Nachbarn aus dem Schlaf reißen. Langsam aber sicher leerte sich die Küche, die Meute bewegte sich Richtung Wohnzimmer und das Rock’n’Roll-Spektakel konnte beginnen.

Bis in die hinterste Ecke und auf den letzten Sitzplatz war das Wohnzimmer gefüllt, als Celli die Geburtstagsgäste noch einmal begrüßte und Botschaft des Rock’n’Roll in die Menge schmetterte. Der kleinste Gig in der Geschichte von Crossplane konnte starten.

Aus meiner eigens herangekarrten und aufgebauten Musik-Anlage tönte das Intro und die Spannung stieg beinahe bis ins Unermessliche. Beim Song „In My Veins“ war es dann um alle Anwesenden geschehen und kein Fuß blieb mehr still am Boden. Mit reichlich Applaus starteten Crossplane die „No Win Situation“ und wussten die Reaktionen der Gäste eindeutig richtig zu beurteilen: Hier hatten sie soeben einige Fan-Herzen gewonnen. Ich genoss ebenfalls die Freude meiner Gäste über die erstklassige musikalische Beschallung. Und ja: Crossplane hatten mich vollständig in ihren Rock’n’Roll-Bann gezogen.

DSCF0641Crossplane beim Akustik-Gig  bestaunen zu können, war etwas wirklich sehr erlebenswertes und hier passte ebenso alles zusammen wie auch beim großen Konzert mit Strom: Sänger Celli variierte in seiner Stimme zwischen laut, leise, gedämpft, mit Druck, emotional und straight heraus. Die Gitarren-Fraktion zeigte sich stilsicher und genügend rotzig für Rock’n’Roll. Percussionist Carsten an der Kajon wurde erstklassig unterstützt von dem Klatschen des begeisterten Publikums. Celli brüllte sich teilweise das letzte Stückchen Stimme aus dem Hals und das Publikum klatschte sich die Hände wund – das war eindeutig Rock’n’Roll und kein Blues. Die Songs groovten keinen Deut weniger als auf der Bühne, eher noch im Gegenteil. Standing Ovations kommen ja schließlich auch nicht von ungefähr. „Real Life“, „Happy When You Are Dead“ und schließlich “Rollin’” erwiesen sich als wahre Stimmungsraketen und hier wippten die Gäste auf Stuhl und Couch, was das Mobiliar hergab.

Nach dem Gig kamen viele meiner Freunde sehr begeistert auf mich zu und bedankten sich für die Einladung, da es für sie ein wirklich perfekter Abend war, den sie nie vergessen werden. Die Band und mich freute das sehr. Wie Celli mir schon sagte: „Nächstes Jahr kommen wir gern wieder – dann aber mit Gage!“ Sehr gern, Crossplane! Ich stell schon mal Bier und Frikadellen kalt.

DSCF0665Danke Norma! Auch noch einmal für die Organisation dieses exzellenten Abends. Nach Ruhe und Besinnung im Wohnzimmer dürfen wir uns auf ein ereignisreiches Jahr 2013 erwarten. Soviel ist garantiert. Es wird laut, es wird hart, es wird intensiv! Wir freuen uns drauf und wünschen allen einen zünftigen Jahreswechsel!

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